nachname:Stamitz, Stamic Steinmetz
vorname:Johann, Jan (Wenzel, Waczlaw Anton, Antonín)
geboren: get.19.6.1717 in Německý Brod (heute: Havlíčkův Brod, Deutschbrod)
gestorben: beerd.30.3.1757 in Mannheim
dienstort: Mannheim/Schwetzingen
taetigkeit: Geiger, Konzertmeister, Instrumentalmusikdirektor, auch Komponist
biographie:

Der Sohn des Organisten, Kaufmanns und späteren Stadtrates Antonín Ignác Stamitz wurde am 19. Juni 1717 auf den vollständigen Namen Jan Waczlaw Antonin in Německý Brod (heute: Havlíčkův Brod, Deutschbrod) getauft. In der Zeit von 1728 bis 1734 besuchte er das Jesuitengymnasium in Jihlava (Iglau) und im Anschluss daran für ein Jahr die Prager Universität. Über die folgenden Jahre bis zum kurpfälzischen Engagement ist nichts bekannt, auch dessen Beginn ist unsicher: Da Stamitz 1748 in einem Brief erwähnt, die Hofmusik in das »achte Jahr« zu führen, könnte er bereits 1741 als reisender Virtuose an den kurpfälzischen Hof gekommen sein. Sicher ist hingegen, dass Kurfürst Carl Theodor Stamitz im Sommer 1743 zum Konzertmeister der Hofmusik ernannte, am 27. Februar 1750 erfolgte die Ernennung zum Instrumentalmusikdirektor. In den Jahren 1750 bis 1753 betreute Stamitz darüber hinaus die zweite Hofkapellmeisterstelle.
Konzertreisen führten ihn vorzugsweise nach Paris, wo er von 1754 bis zum Herbst 1755 als Dirigent und Solist erfolgreich wirkte. 1755 erhielt er ein königliches Druckprivileg, das ihm erlaubte, seine Werke in Paris drucken zu lassen. Stamitz starb wenige Monate vor Vollendung seines 40. Lebensjahres in Mannheim, wo er am 30. März 1757 begraben wurde.

Johann Stamitz gilt als der Begründer der sogenannten Mannheimer Schule. In seine Amtszeit fällt die Aufbauphase der kurpfälzischen Hofkapelle. Mit der Ausbildung der Violinklasse schuf er die Basis für die herausragende Qualität des Hoforchesters. Neben der Tätigkeit als Orchesterleiter und Lehrer setzte Stamitz vor allem als Komponist instrumentaler Werke Maßstäbe. Kompositionsgeschichtliche Bedeutung erlangten seine ca. 60 Sinfonien, die in Drucken und Handschriften des 18. Jahrhunderts überliefert sind. Nach Ludwig Finscher hat kein anderer Komponist vor Joseph Haydn die Geschichte der Konzert-Sinfonie so stark geprägt wie Stamitz. Er entwickelte einen neuen Typus der repräsentativen-unterhaltenden Orchestermusik, der die in den Konzertsaal transportierte italienische Opern-Sinfonia ablöste, und der zusammen mit einer neuen, aussagekräftigen Orchestersprache und der vorbildlichen Spielkultur des Hoforchesters als Sensation gefeiert wurde. Seine Schüler entwickelten diesen Typus weiter und verbreiteten ihn. Erst lange nach Stamitz’ Tod, ab den 1780er Jahren, wurde die kurpfälzische Tradition allmählich verdrängt, ihre aussagekräftige Orchestersprache sollte jedoch noch bis in die romantische Orchestermusik nachwirken. (Text: Bärbel Pelker)

literatur: Literatur zu Stamitz
werkliste:

(Auswahl)

Vokalmusik

Geistlich

Missa solemnis D-Dur für Soli, Chor, Orch. und Orgel, H: A-Gd, A-LA, CZ-Pnm, D-B, D-Mf, D-MHh, I-MOe
Motetto de venerabili sacramento »O salutaris hostia« D-Dur für S, Chor, Orch. und Orgel, H: CZ-Psj, CZ-Pnm, D-EB, D-F

Instrumentalmusik

Sinfonien

Sinfonie G-Dur (G2) für 2 Ob., 2 Hn., Streicher, H: D-Rtt, D-B, UD-Wc, F-Ssc, CH-Bu, D-Bspk, CH-EN, CS-Pk, DK-Kk, F-Ssc, I-Rdp, S-Sma, S-Skma
Sinfonie G-Dur (G5) für 2 Fl. oder 2 Ob., 2 Hn., Streicher, H: CS-Bu, B-Bc, D-MGs
Sinfonie G-Dur (G8) für Streicher, H: D-DS/1, D-DS/2, D-KA/1, D-KA/2
Sinfonie F-Dur (F2, op. 3 Nr. 6) für 2 Hn., Streicher, D: Bremner, Huberty 1757; H: CS-KRz, CS-Pk, I-Gc, I-Rdp, S-Skma
Sinfonie D-Dur (D2) für 2 Clar., Ob. oder Fl., 2 Hn., Streicher, D: Venier 1758, Venier 1771–1772, Bureau 1768; H: D-Rtt, D-FS, S-L
Sinfonie D-Dur (D3) für 2 Ob., 2 Hn., 2 Tr., Pk., Streicher, D: Huberty 1757; H: D-Rtt, US-Greenwich, CH-EN, I-Rdp
Sinfonie D-Dur (D17) für 2 Ob., 2 Hn., 2 Tr., Pk., Streicher, H: D-Au
Sinfonie D-Dur (D25) für 2 Tr., Pk. oder 2 Hn., Streicher, H: D-DS, CS-Bm
Sinfonie B-Dur (B2) für Streicher, D: La Chevardière 1763
Sinfonie A-Dur (A4) für 2 Fl., 2 Hn., Streicher, H: CH-Bu, D-Bspk/1, D-Bspk/2, D-DS
Sinfonie Es-Dur (Es1) für 2 Klar., Ob. oder Fl., 2 Hn., Streicher, D: Venier 1758, Hummel 1763, Bremner 1764, Venier 1771/1772, Bland 1791, Harrison 1797; H: D-Rtt, A-KR/1, A-KR/2, A-LA, A-M, CS-Bm, CS-J, CS-KRz, CS-Pnm/1, CS-Pnm/2, D-SWl, DK-S, F-Ssc, I-Pca, S-L, S-Sma, SF-A, D-Bds
Sinfonie Ed-Dur (Es5) für 2 Ob., 2 Hn., Streicher, D: Huberty 1758, Hummel 1763, Bureau 1768, Napier 1780, Hamilton 1795; H: CS-KRz, CS-Pnm, D-Bds, D-Au, D-Rtt, D-Swl, F-Ssc, I-Rdp, S-L, S-Skma, Sf-A
Sinfonie Es-Dur (Es9) für Streicher, H: D-DS/1, D-DS/2, D-SWl

Orchestertrios

Trio C-Dur (C1) für 2 V., B., D: l'Auteur 1755, La Chevardière 1758–1759, Haffner 1761–1764, Bremner 1763, Bureau 1768, Bureau 1770–1772; H: A-GÖ, A-M, A-Wn, CH-Bu, D-Mbs, D-Wa, I-Pca, S-L, S-Skma/1, S-Skma/2, S-Skma/3, S-SK, S-Uu, US-Wc
Trio F-Dur (F1) 2 V., B., D: l'Auteur 1755,La Chevardière 1758–1759, Haffner 1761–1764, Bremner 1763, Bureau 1770–1772; H: A-GÖ, A-M/1, A-M/2, A-Wn, CH-Bu, D-Mbs, D-Wa, I-Rdp, S-L, S-Skma/1, S-Skma/2, S-Skma/3, S-SK/1, S-SK/2, S-Uu, US-Wc
Trio D-Dur (D1) 2 V., B., D: l'Auteur 1755,La Chevardière 1758–1759, Haffner 1761–1764, Bremner 1763, Bureau 1770–1772; H: A-GÖ, A-M/1, A-M/2, A-Wn, CH-Bu, CS-TR, D-Bspk, I-Pca, I-Rdp S-L, S-Skma, S-SK/1, S-SK/2, S-Uu, US-Wc
Trio E-Dur (E1) 2 V., B., D: Huberty 1759, Huberty 1761, Bureau 1768

Konzerte

Violinkonzert Nr. 1 D-Dur op. 9, D: La Chevardière 1765
Violinkonzert Nr. 2 B-Dur op. 10, D: La Chevardière 1765
Violinkonzert (Gradenwitz Nr. 7), H: CZ-K
Flötenkonzert D-Dur (Gronefeld 230), D: Welcker 1770
Flötenkonzert D-Dur (Gronefeld 129), H: D-Rtt
Flötenkonzert D-Dur (Gronefeld 1351), H: A-LA
Klarinettenkonzert B-Dur, H: D-Rtt

Kammermusik

6 Sonates en trio für Fl., V. und Bass, D: Taillart 1764
6 Sonate da camera für V. und B.c., D: Castagnerie 1759, La Chevardière 1765, Welcker 1782, Nr. 2 in: Cartier 1798
6 Duets für 2 Fl., D: Longman um 1775
3 Trios für 2 V. und Bass, H: D-DS, D-KA, D-Dl
2 Trios für 2 Fl. und Bass, H: D-HR, B-Bc

© HAdW-Forschungsstelle «Geschichte der Südwestdeutschen Hofmusik im 18. Jh.»